Bertolt Brecht thematisiert 1939 in seinem Gedicht „An die Nachgeborenen“ am Beispiel des Lebens im Dritten Reich, die Ablehnung gegen die vorherrschenden Gesellschaft und bittet die folgenden Generationen um Nachsicht für das Verhalten der Menschen, die versuchten das unmenschliche Regime mit Gewalt zu stürzen.
Über Brecht.
Bertolt Brecht ist einer der bekanntesten Schriftsteller der Exilliteratur des Dritten Reich. Er wurde 1898 in Augsburg geboren. 1918 wird er als Lazarettsoldat im Ersten Weltkrieg eingezogen. Zur Zeit der Weimarer Republik ist Brecht als Schriftsteller tätig und veröffentlicht einige linksorientierte Theaterstücke.
Nach dem Reichstagsbrand 1933 verließ er wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner marxistischen Position Deutschland. Während seiner Zeit im Exil entstanden zahlreiche gegen den Faschismus gerichtete Werke. Brecht schrieb unter anderem für Exilzeitschriften, zum Beispiel „die Sammlung“, und beteiligte sich somit an dem versuch das NS-Regime literarisch zu bekämpfen. Diese Einflüsse sind in dem Gedicht „An die Nachgeborenen“ deutlich zu erkennen.
Analyse und Interpretation
Das Gedicht ist aus der Sicht eines Ich-Erzählers geschrieben, der wohl Brecht darstellt.
Es ist in drei Abschnitte geteilt. Der erste (Z.1-30) beschreibt die aussichtslose und ungewisse Situation der Menschen in „finsteren Zeiten“ (Z.1), also im Dritten Reich.
Brecht beschreibt zwei Arten von Bürgern. Die einen sind unwissend, naiv und verstehen die kritische Situation, in der sie leben, nicht. Ihr „argloses Wort ist [genauso] töricht“ (Z.2) wie „ein Gespräch über Bäume“ (Z.7). Sie sprechen über allgemeine und unwichtige Themen und hinterfragen das gewaltsame Handeln des Staates nicht. Dies sei ein Verbrechen, besonders weil über die Untaten geschwiegen wird. Brecht fordert Bewusstsein über die Situation und Sensibilität.
Die andere Gruppe, zu der sich Brecht zählt, lehnt das Regime zwar innerlich ab, passt sich jedoch äußerlich an. Sie haben noch das Nötigste zum Überleben, Brecht fragt sich aber, warum er Essen und Trinken hat, wenn anderen Menschen hungern. „Aber wie kann ich essen und trinken, wenn ich dem Hungernden entreiße, was ich essen und mein Glas Wasser einem Verdursteten fehlt“ (Z.17.19), hier benutzt Brecht eine rhetorische Frage, mit der er auf die Ungerechtigkeiten aufmerksam machen will. „Iß und trink du!“, befiehlt das Regime den Menschen. Mit dieser Ellipse werden jene reduziert und zu Untertanen gemacht. Sie können nur überleben, weil die Herrschenden es ihnen gestatten.
Das Regime kann nur weiterbestehen, wenn es seine Macht mit Gewalt sichert. Es lässt keine Kritik zu und sucht seine Opfer willkürlich aus. Brecht sagt, es sei nur Glück und Zufall, dass er noch nicht vernichtet wurde. Die Menschen leben in einer ausweglosen Situation, müssen ihr Überleben sichern und sind daher „nicht mehr erreichbar für .. Freunde, die in Not sind“ (Z.10/1). Sie können sich also gegenseitig nicht unterstützen, da sie selber hilflos sind. Die Nationalsozialisten sicherten ihre Macht ebenfalls mit Gewalt und verfolgten Systemkritiker. Daher lebten die Menschen in Unsicherheit und Angst, wie im ersten Abschnitt beschrieben wird.
Die fünfte Strophe unterscheidet sich von den vier vorherigen. Sie beginnt nicht mit einer Emphase und beschreibt nicht das Leben im Nationalsozialismus, sondern definiert den Begriff „Weisheit“. Brecht beruft sich auf die „alten Bücher“ (Z.22), also auf Lehren aus früheren Zeiten. Man soll „sich aus dem Streit der Welt halten“ (Z.23) und „ohne Gewalt auskommen“ (Z.25), also friedlich zusammenleben und sich nicht bekriegen oder gegenseitig Leid zufügen. Weisheit fordert Menschlichkeit und gegenseitige Hilfe. Böses soll mit Gutem bekämpft werden. Man solle seine Wünsche vergessen, wenn es anderen Menschen schadet. Nach diesen Werten kann das lyrische Ich nicht leben, da die Zwänge der nationalsozialistischen Gesellschaft dies nicht zulassen. Am Ende der fünften Strophe fasst Brecht die hoffnungslose Situation der Menschen noch einmal mit „wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten“ (Z.30) zusammen.
Im nächsten Abschnitt (Z.31-54) berichtet Brecht über sein Leben vor dem Nationalsozialismus, denn alle vier Strophen enden mit: „So verging meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war“.1918 kam er aus dem Ersten Weltkrieg zurück, daher „in die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung“ (Z.31). In der Bevölkerung herrschte große Armut und es kam zu Aufständen und revolutionären Unruhen. Der Kaiser musste abdanken und das deutsche Reich wurde zu einer demokratischen Republik. Da Brecht sagt: „Und ich empörte mich mit ihnen“ (Z.34), ist anzunehmen, dass auch er sich an den Aufständen beteiligte.
Zur Zeit der Weimarer Republik arbeitete Brecht als Autor von Theaterstücken. Er aß sein Essen „zwischen den Schlachten“ (Z.37), also zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Er legte sich „unter die Mörder“ (Z.38) schlafen, lebte also zwischen den späteren Nationalsozialisten. Bis 1933 ahnte jedoch niemand was später geschehen würde, daher genossen die Menschen das Leben, denn „der Liebe pflegte ich achtlos“ (Z.39). Brecht beklagt, dass er und die Bevölkerung die zunehmende Bedrohung des Nationalsozialismus nicht früh genug erkannten und deren Machtergreifung nicht verhindern konnten.
Nach der Weimarer Republik folgte 1933 das NS-Regime. Brecht emigrierte sofort nach dem Reichstagsbrand im selben Jahr und schrieb in seinem Exil einige gegen den Faschismus gerichtete Werke. „Die Sprache verriet [ihn] dem Schlächter“ (Z.44). Die Sprache ist einerseits ein Zeichen des Klassenunterschiedes, denn ein Kommunist benutzt meist eine andere Sprache als ein Nationalsozialist. Weiterhin drückt Brecht seine Kritik mit Hilfe der Sprache aus. Daher wird er zu einer Gefahr der Herrschenden, sodass diese ihn verfolgten, auch wenn er mit seinen Worten nur wenig verändern konnte. Brecht sagt ironisch, er hoffe, dass die Herrschenden ohne ihn sicherer sitzen würden. Dies zeigt wieder die Gewaltbereitschaft des Regimes, um die Macht zu erhalten und zu sichern. Brecht ist stolz einer ihrer Gegner zu sein.
Genau wie viele andere, wollte er den Nationalsozialismus bekämpfen. Die Aufständischen kannten zwar ihr Ziel, waren jedoch noch zu schwach um dieses zu erreichen. Besonders die Marxisten, zu denen Brecht zählte, glaubten, der Faschismus sei das Ergebnis eines todkranken Kapitalismus. Somit verbindet sich der Kampf gegen den Faschismus mit einer gewünschten sozialistischen Revolution.
Zuletzt (Z.55-74) appelliert er an die nachfolgenden Generationen um Verständnis für das Verhalten der Menschen. Die „Nachgeborenen“ sprechen von „den Schwächen“ (Z.58) der damaligen Bevölkerung, aber vergessen, dass diese von den Zwängen des Regimes geprägt war. Im Nationalsozialismus lebten die Menschen, wie Brecht im ersten Abschnitt beschreibt. Da sie zu schwach waren, konnten sie gegen die Gewaltherrschaft nichts unternehmen. Viele mussten fliehen, genauso wie Brecht es tat.
„Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd, durch die Kriege der Klassen“ (Z.61/2). Brecht bedauert also, dass er zur Flucht gezwungen war. Er lebte in vielen Ländern, die er immer wieder verlassen musste, weil sie von den Nationalsozialisten besetzt wurden. Erst 1940 ging er in die USA. Anstelle von seiner Flucht, wünscht sich Brecht den Krieg der Klassen, also eine sozialistische Revolution in Deutschland. Leider gab es zu wenig Widerstand gegen die Ungerechtigkeit des NS-Regimes.
Im weiteren Verlauf ist die Definition von Weisheit, die im ersten Abschnitt gegeben wurde, von Bedeutung. Laut der alten Werte bedeutet Weisheit Menschlichkeit, Frieden und ein tugendhaftes Leben. Jetzt erklärt Brecht, dass die Widerständler das System ebenfalls nur mit Gewalt bekämpfen konnten, denn „Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge“ (Z.65/6) und „die wir den Boden bereiten wollten für Freundschaft, konnten selbst nicht freundlich sein“ (Z.69/70). Zorn über das System verändert die Psyche des Menschen, sodass diese Gewalt nur noch mit Gewalt beantworten können.
Für dies alles sollen die Nachgeborenen Verständnis haben. Sie leben in einer anderen Gesellschaft, die nicht so grausam und unmenschlich ist wie das Dritte Reich, daher können sie sich gegenseitig unterstützen, also „der Mensch dem Menschen ein Helfer“ (Z.72) sein. Dies ist die sozialistische Gesellschaftsform, die Brecht sich wünscht. In ihr gelten Menschlichkeit und Gerechtigkeit und da die angesprochene Generation unter diesen Umständen aufgewachsen ist, kann sie das Verhalten ihrer Vorfahren nicht verstehen und verurteilt es. Brecht rechtfertigt die angewandte Gewalt der Widerstandsbewegungen gegen die Nationalsozialisten.
Stilmittel.
Das Gedicht weist einige Stilmittel auf. Alle Abschnitte, bis auf den ersten, enthalten vier Strophen, die wiederum aus verschieden vielen Versen bestehen. Die fünfte Strophe des ersten Teils steht für sich, da sie sich stilistisch und inhaltlich von den vorherigen unterscheidet. Ein Reimschema ist nicht vorhanden.
Im ersten Abschnitt betont Brecht am Anfang der ersten vier Strophen die finsteren Zeiten mit Ausdrücken wie „wirklich“ (Z.1) oder „es ist wahr“ (Z. 12). Er stellt rhetorische Fragen, zum Beispiel „was sind das für Zeiten“ (Z.6) um den Leser auf die Ungerechtigkeit des Systems aufmerksam zu machen. Der Satz „so verging meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war“ ist charakteristisch für den zweiten Abschnitt, denn er ist am Ende jeder Strophe zu finden. Brecht beschreibt hier sein Leben.
Insgesamt sind im Gedicht viele Symbole zu finden. Die „finsteren Zeiten“ (Z.1) stehen für das nationalsozialistische Dritte Reich. Die „Zeit der Unordnung“ (Z.31) symbolisiert den Ersten Weltkrieg. Und „ihr, die auftauchen werdet aus der Flut“ (Z.56) steht für die Generationen, die nach dem NS-Regime geboren werden. Brecht betont einige Forderungen besonders, zum Beispiel den Grund für seinen Appell an die Nachwelt und die ausweglose Situation im Nationalsozialismus.
Quelle : http://www.lerntippsammlung.de/
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Über Brecht.
Bertolt Brecht ist einer der bekanntesten Schriftsteller der Exilliteratur des Dritten Reich. Er wurde 1898 in Augsburg geboren. 1918 wird er als Lazarettsoldat im Ersten Weltkrieg eingezogen. Zur Zeit der Weimarer Republik ist Brecht als Schriftsteller tätig und veröffentlicht einige linksorientierte Theaterstücke.
Nach dem Reichstagsbrand 1933 verließ er wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner marxistischen Position Deutschland. Während seiner Zeit im Exil entstanden zahlreiche gegen den Faschismus gerichtete Werke. Brecht schrieb unter anderem für Exilzeitschriften, zum Beispiel „die Sammlung“, und beteiligte sich somit an dem versuch das NS-Regime literarisch zu bekämpfen. Diese Einflüsse sind in dem Gedicht „An die Nachgeborenen“ deutlich zu erkennen.
Analyse und Interpretation
Das Gedicht ist aus der Sicht eines Ich-Erzählers geschrieben, der wohl Brecht darstellt.
Es ist in drei Abschnitte geteilt. Der erste (Z.1-30) beschreibt die aussichtslose und ungewisse Situation der Menschen in „finsteren Zeiten“ (Z.1), also im Dritten Reich.
Brecht beschreibt zwei Arten von Bürgern. Die einen sind unwissend, naiv und verstehen die kritische Situation, in der sie leben, nicht. Ihr „argloses Wort ist [genauso] töricht“ (Z.2) wie „ein Gespräch über Bäume“ (Z.7). Sie sprechen über allgemeine und unwichtige Themen und hinterfragen das gewaltsame Handeln des Staates nicht. Dies sei ein Verbrechen, besonders weil über die Untaten geschwiegen wird. Brecht fordert Bewusstsein über die Situation und Sensibilität.
Die andere Gruppe, zu der sich Brecht zählt, lehnt das Regime zwar innerlich ab, passt sich jedoch äußerlich an. Sie haben noch das Nötigste zum Überleben, Brecht fragt sich aber, warum er Essen und Trinken hat, wenn anderen Menschen hungern. „Aber wie kann ich essen und trinken, wenn ich dem Hungernden entreiße, was ich essen und mein Glas Wasser einem Verdursteten fehlt“ (Z.17.19), hier benutzt Brecht eine rhetorische Frage, mit der er auf die Ungerechtigkeiten aufmerksam machen will. „Iß und trink du!“, befiehlt das Regime den Menschen. Mit dieser Ellipse werden jene reduziert und zu Untertanen gemacht. Sie können nur überleben, weil die Herrschenden es ihnen gestatten.
Das Regime kann nur weiterbestehen, wenn es seine Macht mit Gewalt sichert. Es lässt keine Kritik zu und sucht seine Opfer willkürlich aus. Brecht sagt, es sei nur Glück und Zufall, dass er noch nicht vernichtet wurde. Die Menschen leben in einer ausweglosen Situation, müssen ihr Überleben sichern und sind daher „nicht mehr erreichbar für .. Freunde, die in Not sind“ (Z.10/1). Sie können sich also gegenseitig nicht unterstützen, da sie selber hilflos sind. Die Nationalsozialisten sicherten ihre Macht ebenfalls mit Gewalt und verfolgten Systemkritiker. Daher lebten die Menschen in Unsicherheit und Angst, wie im ersten Abschnitt beschrieben wird.
Die fünfte Strophe unterscheidet sich von den vier vorherigen. Sie beginnt nicht mit einer Emphase und beschreibt nicht das Leben im Nationalsozialismus, sondern definiert den Begriff „Weisheit“. Brecht beruft sich auf die „alten Bücher“ (Z.22), also auf Lehren aus früheren Zeiten. Man soll „sich aus dem Streit der Welt halten“ (Z.23) und „ohne Gewalt auskommen“ (Z.25), also friedlich zusammenleben und sich nicht bekriegen oder gegenseitig Leid zufügen. Weisheit fordert Menschlichkeit und gegenseitige Hilfe. Böses soll mit Gutem bekämpft werden. Man solle seine Wünsche vergessen, wenn es anderen Menschen schadet. Nach diesen Werten kann das lyrische Ich nicht leben, da die Zwänge der nationalsozialistischen Gesellschaft dies nicht zulassen. Am Ende der fünften Strophe fasst Brecht die hoffnungslose Situation der Menschen noch einmal mit „wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten“ (Z.30) zusammen.
Im nächsten Abschnitt (Z.31-54) berichtet Brecht über sein Leben vor dem Nationalsozialismus, denn alle vier Strophen enden mit: „So verging meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war“.1918 kam er aus dem Ersten Weltkrieg zurück, daher „in die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung“ (Z.31). In der Bevölkerung herrschte große Armut und es kam zu Aufständen und revolutionären Unruhen. Der Kaiser musste abdanken und das deutsche Reich wurde zu einer demokratischen Republik. Da Brecht sagt: „Und ich empörte mich mit ihnen“ (Z.34), ist anzunehmen, dass auch er sich an den Aufständen beteiligte.
Zur Zeit der Weimarer Republik arbeitete Brecht als Autor von Theaterstücken. Er aß sein Essen „zwischen den Schlachten“ (Z.37), also zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Er legte sich „unter die Mörder“ (Z.38) schlafen, lebte also zwischen den späteren Nationalsozialisten. Bis 1933 ahnte jedoch niemand was später geschehen würde, daher genossen die Menschen das Leben, denn „der Liebe pflegte ich achtlos“ (Z.39). Brecht beklagt, dass er und die Bevölkerung die zunehmende Bedrohung des Nationalsozialismus nicht früh genug erkannten und deren Machtergreifung nicht verhindern konnten.
Nach der Weimarer Republik folgte 1933 das NS-Regime. Brecht emigrierte sofort nach dem Reichstagsbrand im selben Jahr und schrieb in seinem Exil einige gegen den Faschismus gerichtete Werke. „Die Sprache verriet [ihn] dem Schlächter“ (Z.44). Die Sprache ist einerseits ein Zeichen des Klassenunterschiedes, denn ein Kommunist benutzt meist eine andere Sprache als ein Nationalsozialist. Weiterhin drückt Brecht seine Kritik mit Hilfe der Sprache aus. Daher wird er zu einer Gefahr der Herrschenden, sodass diese ihn verfolgten, auch wenn er mit seinen Worten nur wenig verändern konnte. Brecht sagt ironisch, er hoffe, dass die Herrschenden ohne ihn sicherer sitzen würden. Dies zeigt wieder die Gewaltbereitschaft des Regimes, um die Macht zu erhalten und zu sichern. Brecht ist stolz einer ihrer Gegner zu sein.
Genau wie viele andere, wollte er den Nationalsozialismus bekämpfen. Die Aufständischen kannten zwar ihr Ziel, waren jedoch noch zu schwach um dieses zu erreichen. Besonders die Marxisten, zu denen Brecht zählte, glaubten, der Faschismus sei das Ergebnis eines todkranken Kapitalismus. Somit verbindet sich der Kampf gegen den Faschismus mit einer gewünschten sozialistischen Revolution.
Zuletzt (Z.55-74) appelliert er an die nachfolgenden Generationen um Verständnis für das Verhalten der Menschen. Die „Nachgeborenen“ sprechen von „den Schwächen“ (Z.58) der damaligen Bevölkerung, aber vergessen, dass diese von den Zwängen des Regimes geprägt war. Im Nationalsozialismus lebten die Menschen, wie Brecht im ersten Abschnitt beschreibt. Da sie zu schwach waren, konnten sie gegen die Gewaltherrschaft nichts unternehmen. Viele mussten fliehen, genauso wie Brecht es tat.
„Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd, durch die Kriege der Klassen“ (Z.61/2). Brecht bedauert also, dass er zur Flucht gezwungen war. Er lebte in vielen Ländern, die er immer wieder verlassen musste, weil sie von den Nationalsozialisten besetzt wurden. Erst 1940 ging er in die USA. Anstelle von seiner Flucht, wünscht sich Brecht den Krieg der Klassen, also eine sozialistische Revolution in Deutschland. Leider gab es zu wenig Widerstand gegen die Ungerechtigkeit des NS-Regimes.
Im weiteren Verlauf ist die Definition von Weisheit, die im ersten Abschnitt gegeben wurde, von Bedeutung. Laut der alten Werte bedeutet Weisheit Menschlichkeit, Frieden und ein tugendhaftes Leben. Jetzt erklärt Brecht, dass die Widerständler das System ebenfalls nur mit Gewalt bekämpfen konnten, denn „Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge“ (Z.65/6) und „die wir den Boden bereiten wollten für Freundschaft, konnten selbst nicht freundlich sein“ (Z.69/70). Zorn über das System verändert die Psyche des Menschen, sodass diese Gewalt nur noch mit Gewalt beantworten können.
Für dies alles sollen die Nachgeborenen Verständnis haben. Sie leben in einer anderen Gesellschaft, die nicht so grausam und unmenschlich ist wie das Dritte Reich, daher können sie sich gegenseitig unterstützen, also „der Mensch dem Menschen ein Helfer“ (Z.72) sein. Dies ist die sozialistische Gesellschaftsform, die Brecht sich wünscht. In ihr gelten Menschlichkeit und Gerechtigkeit und da die angesprochene Generation unter diesen Umständen aufgewachsen ist, kann sie das Verhalten ihrer Vorfahren nicht verstehen und verurteilt es. Brecht rechtfertigt die angewandte Gewalt der Widerstandsbewegungen gegen die Nationalsozialisten.
Stilmittel.
Das Gedicht weist einige Stilmittel auf. Alle Abschnitte, bis auf den ersten, enthalten vier Strophen, die wiederum aus verschieden vielen Versen bestehen. Die fünfte Strophe des ersten Teils steht für sich, da sie sich stilistisch und inhaltlich von den vorherigen unterscheidet. Ein Reimschema ist nicht vorhanden.
Im ersten Abschnitt betont Brecht am Anfang der ersten vier Strophen die finsteren Zeiten mit Ausdrücken wie „wirklich“ (Z.1) oder „es ist wahr“ (Z. 12). Er stellt rhetorische Fragen, zum Beispiel „was sind das für Zeiten“ (Z.6) um den Leser auf die Ungerechtigkeit des Systems aufmerksam zu machen. Der Satz „so verging meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war“ ist charakteristisch für den zweiten Abschnitt, denn er ist am Ende jeder Strophe zu finden. Brecht beschreibt hier sein Leben.
Insgesamt sind im Gedicht viele Symbole zu finden. Die „finsteren Zeiten“ (Z.1) stehen für das nationalsozialistische Dritte Reich. Die „Zeit der Unordnung“ (Z.31) symbolisiert den Ersten Weltkrieg. Und „ihr, die auftauchen werdet aus der Flut“ (Z.56) steht für die Generationen, die nach dem NS-Regime geboren werden. Brecht betont einige Forderungen besonders, zum Beispiel den Grund für seinen Appell an die Nachwelt und die ausweglose Situation im Nationalsozialismus.
Quelle : http://www.lerntippsammlung.de/
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